Petition: Gegen ein Verbot von "Killerspielen"
Ich kann mir den folgenden Tathergang vor meinen Augen richtig vorstellen: Eine DVD-Abteilung in einem großen Münchner Saturn … geschäftiges Treiben … die Kunden strömen in Scharen heran, suchen DVDs und BlueRays, hören Probe oder diskutieren … da nähert sich über die Rolltreppe aus dem darunterliegenden Geschoss ein unauffällig aussehender 15-jähriger Junge, eine Hand unter seinem Mantel verborgen. Er betritt die Szenerie, schlendert scheinbar zufällig in Richtung Kasse und bleibt davor abrupt stehen. Ohne zu wissen, wie ihr geschieht, sieht sich die adrette Verkäuferin auf einmal von einer zerfledderten Counter-Strike-Verpackung bedroht! Hysterisch schreit sie “Oh mein Gott, er hat ein KILLERSPIEL“, worauf die Menge in Panik gerät und als unkontrollierter Mob in Richtung Rolltreppe und Notausgang strömt; derweil die Verkäuferin unter scheinbarer Lebensgefahr den Alarm-Knopp drückt, um die örtliche Killerspiele-Spieler-Killer-Einheit zu rufen …
Die geballte Stimme der Spieler
Zugegebenermaßen war die vorhergehende Szene dezent übertrieben dargestellt. Dennoch kann so oder so ähnlich die Zukunft deutscher Computerspieler und deren Ruf in der Bevölkerung aussehen, wenn demnächst das bundesweite Verbot der sogenannten “Killerspiele” verabschiedet wird (Überhaupt: “Killerspiel” – das heißt “Ego-Shooter“, nicht “Killerspiel“! Das ist unserer Meinung nach rabupolitischer Bildstil!). Dass es das Thema zur ausführlichen Debatte in den Bundestag schaffen wird, steht außer Frage. Ob und wie hinterher das Ergebnis ausfallen wird, ist hingegen schwer vorherzusagen – tendenziell schlagen die Wogen der breiten Stimmungsbrandung gegen uns Computerspieler. Um deren eigene Stimme zu stärken, wurde daher vor einigen Tagen eine neue Online-Petition auf der Website des deutschen Bundestags gegen ein Gesetzt zum Verbot von Killerspielen gestartet, über 12.300 Leute haben sich bis Dato eingetragen. Die Mitzeichnungsfrist läuft am 19. August 2009 aus, bis dahin hast du also noch die Chance, deine eigenen Meinung durch eine Unterschrift kundzutun – der Link befindet sich weiter unten.
Schärfer als Scharf
Was viele nicht wissen oder erfolgreich verdrängen: Deutschland hat bereits eines der schärfsten Jugendschutzgesetzte auf diesem Planeten, es gibt kaum einen Bereich, der nicht ausführlich von mehreren unabhängigen Organisationen und Behörden überprüft und gegebenenfalls eingeschränkt wird. Vor allem der Bereich der interaktiven Unterhaltungsmedien wird aufs kritischte untersucht, in Altersstufen eingeordnet oder landesweit komplett aus dem Verkauf genommen. Ein Großteil der ab-18-Spiele, die bei uns in die Läden kommen, wurde bereits geschnitten und entschärft – und das in einem Maße, über das Spieler aus anderen Ländern der Erde nur den Kopf schütteln können.
Dass Killerspiele sich aber nun weiterhin so in Bedrängnis befinden, liegt nicht nur an der guten alten deutschen Tugend namens Medienhysterie, sondern zu einem Großteil am Altersdurchschnitt unserer Politiker. Und an deren Wahlkämpfen. Die Unterhaltungstechnologien entwickelt sich von Jahr zu Jahr rasanter weiter, vielen Angehörigen der älteren Generationen geht das alles viel zu schnell; sie können damit schlicht und einfach nicht mehr Schritt halten. Und so wurde und wird auch in diesem Fall diese relativ neue Art der medialen Unterhaltung mit Argusaugen beobachtet und von vornherein verurteilt. So, wie es in der Vergangenheit diversen Büchern, dem Rundfunk und dem Fernsehen ebenfalls erging. Dass Computerspiele – und darunter fallen auch Shooter – bereits seit langem zum Kulturgut der heutigen Jugend gehören; sich im Alltag fest etabliert haben, wird gerne außer Acht gelassen. Dass es nicht um das Töten, sondern um Taktik, Teamfähigkeit, Orientierung in einer alternativen 3D-Umgebung und logischen Denken geht, wird Ohren-zuhaltend ignoriert. Oder dass international erfolgreiche Entwicklerteams aus Deutschland wie Bluebyte oder Crytek mit ihren Spielen Ansehen generieren, Arbeitsplätze sichern und Geld in das eigene Land spülen, wird auch gerne unter den Teppich gekehrt.
Verbotene Gedankenspiele
Es sieht also so aus, als ob Shooter – seien es nun Taktik-, Ego- oder Multiplayerspiele – zumindest auf absehbare Zeit in Deutschland verboten oder zumindest einer knüppelharten Zensur unterworfen werden, bis denn in naher Zukunft die heutige Generation die Fäden der Politik in den Händen hält und dieses Gesetzt wieder kippen wird. Was bis zu diesem Zeitpunkt allerdings noch alles geschehen wird, steht in den Sternen geschrieben. Was, wenn nach dem Verbot der “Killerspiele” wieder ein tragischer Amoklauf geschieht und der Täter Horror-Filme sah? Oder gewalttätige Bücher las? Nun ja, das lässt sich ja alles verbieten. Gesetzt aber dem Fall, er besäße weder Spiele, Bücher noch Filme und führt seine Tat dennoch aus? Und die Staatsanwaltschaft kommt zu dem Schluss, dass der Täter gewalttätige Gedanken hegte? … 1984 lässt grüßen! Doch soweit wird es voraussichtlich nicht kommen!
Ziele der Petition
Zurück zur Online-Petition gegen ein Verbot der “Killerspiele”. Nachfolgend deren plausibel klingenden und nicht zu hoch gesteckten Ziele:
- den irreführenden und diskriminierenden Begriff “Killerspiele” aus der politischen Diskussion zu nehmen.
- das Vertrauen der Öffentlichkeit in die bestehenden staatlichen Jugendschutzmechanismen zu stärken.
- den Vollzug bestehender Gesetze zu verbessern und zu gewährleisten, dass Kindern und Jugendlichen nur Computer- und Videospiele entsprechend der USK-Jugendfreigabe zugänglich gemacht werden.
- Eltern, Pädagogen sowie erzieherisch verantwortliche Personen bei der Förderung der Medienkompetenz zu unterstützen.
- die Computer- und Videospiele-Branche in Deutschland und insbesondere die Ausbildung in diesen zukunftsträchtigen Berufen zu fördern.
Engagiere dich auch!
Wir stimmen diesen Punkten vollends zu und unterstützen die Petition daher mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln. Auch wenn die letzte große Unterschriftenaktion gegen die Sperre von kinderpornografischen Inhalten abgelehnt wurde, stehen die Chancen dennoch nicht schlecht, ein Zeichen zu setzen. Ein Zeichen für unsere Politiker, dass sich die Spieler von heute nicht als potentielle Verbrecher abstempeln lassen und dass sich die Menschen mehr mit der Materie auseinandersetzen müssen; ein versöhnender Dialog der Generationen muss her!
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