Von strahlenden Aussichten und dem Super-Wahljahr/GAU

Von strahlenden Aussichten und dem Super-Wahljahr/GAU

Ich würde gerne auch was sagen zur Atomkraft-Klamotte – wirr, Themen übergreifend und keinesfalls neutral:

2011, Mini-Superwahljahr. Wichtige Landtagswahlen stehen an – die perfekte Zeit perfider Wahlkampfmanöver. Siehe Bundesregierung: Spielender Bands auf der sinkenden Titanic gleich herrscht gegenwärtig allgemeine Schönrederei in den Fluren und Lounges Berliner Regierungsgebäuden. Da können ob der derzeit sehr beliebten Anti-Atomstrombewegung auf einmal sage und schreibe 7 (in Worten: Sieben) Kernkraftwerke vom Netz genommen werden. Ohne Versorgungsengpässe. Einfach so. Nun, eigentlich kein Wunder bei deutschen Stromüberproduktionen von allein 17 Terawattstunden im Jahr 2010 (Laut ZDF WISO). Allerdings herrschen berechtigte Zweifel, ob die Atomkraftwerke in drei Monaten – nach Beendigung der Wahlkämpfe – weiterhin abgeschalten bleiben. Wenn ja – was dann? Erwartet uns dann der Atomausstieg vom Ausstieg vom Ausstieg?

Japan führt uns derzeit zu Augen, dass ein solcher Gedanke nicht unbedingt abwegig wäre. Die Bauart des von GAUen und SUPER-GAUen betroffenen Atomkraftwerks Fukushima ähnelt der einiger unserer eigenen Kraftwerke. Es handelt sich hierbei um Siedewasserreaktoren der ersten Generation. Interessant ist auch, dass ein Teil der Reaktoren von Fukushima bereits anno 2000 vom Netz gehen sollte. Allerdings beschloss die damalige japanische Regierung eine Laufzeitverlängerung für ältere Atomkraftwerke, da sie abgesichert, erdbebensicher und erprobt seien. Moment! Laufzeitverlängerungen für alte Siedewasserreaktoren? Da war doch was …

Das saloppe Statement unserer mächtigen Energielobby zur Katastrophe in Japan und der Sicherheit unserer ebenfalls laufzeitverlängerten Kraftwerke: Chillen! Was in Japan geschah, kann uns so NIE passieren. So starke Beben, Technologieausfälle und Anhäufungen von Murphys Gesetz gäbe es bei uns nicht. Nun ja, so dachten die Japaner in diesem Fall bislang auch – bis der 11.03.2011 sie eines besseren belehrte. Hey, hallo?! Japan! Eine der technologisch und gesellschaftlich am weitesten entwickelten Nationen dieser Welt. Ein Hightechstaat, welcher gleich mehrere voneinander unabhängige Sicherheitssysteme in die Atomkraftwerke integrierte. Welcher akkurat darauf bedacht war und ist, so ziemlich jeden möglichen Schadensfall zu überstehen. Welcher Szenario um Szenario durchspielte, die Techniker schulte und regelmäßig großformatige Katastrophenübungen veranstaltete. Japan, das ist DAS Land mit den größten Erfahrungen in und um und um Erdbeben herum. Keinem Staat auf dieser Welt konnten wir in Sachen Sicherheit und Erfahrung in Bezug auf Kernkraftwerke mehr zutrauen, als Japan. Und jetzt schmilzt ein Kern nach dem anderen, Strahlung tritt aus, die Bevölkerung gerät in Panik und die Regierung stellt sich als Informationsvakuum heraus.

Also erleben wir in Deutschland die Tage nur ein vorübergehendes Zugeständnis unserer Marionettenregierung in Sachen Atomausstieg – zumindest, bis sich die Gemüter der Bevölkerung wieder gelegt haben? Möglich. Doch eines ist sicher: Wir werden so oder so für unsere jahrelange Atompolitik zahlen müssen. Wenn schon nicht mittels Menschenleben, denn zumindest per barer Münze.

So betragen die Kosten für den Rückbau eines einzelnen Atomkraftwerks zwischen 350 Millionen und 5 Milliarden Euro – und womöglich mehr. Wohlgemerkt: Pro Kraftwerk! Bei insgesamt 37 Atomkraftwerken in Deutschland – bereits stillgelegte und teils rückgebaute einberechnet – ergäbe dies für den Steuerzahler über die Zeit und im schlimmsten Falle eine zu blechende Summe von bis zu 185 Milliarden Euro. Wobei ein Mittelwert von 35 – 75 Milliarden deutlich realistischer ist.

Dazu gesellen sich Tausende Tonnen hoch radioaktiven Atommülls. Strahlende Hinterlassenschaften unseres Atomzeitalters. Hochgefährlicher Müll, welcher teils mehrere Millionen Jahre benötigt, bis seine Strahlung unter ein “erträgliches” Niveau gefallen ist. Sprich, unsere nachkommenden Generationen müssen auf Tausende Jahre hinaus für Unterhalt und Aufbewahrung unserer Hinterlassenschaften aufkommen.

So! Da sag mir jetzt noch einer, Atomkraft sei sauber, billig und sicher!

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