Von Sexualität und Beziehungs­gedöns

Von Sexualität und Beziehungs­gedöns

Denkprozesse werden vorbereitet ???

Initiierung kruder Gedankengänge geortet. Voilà: Die Ungewissheit ob der letztgültigen Definition meiner Sexualität ward zeit meines Lebens ein treuer, wenngleich ungebetener Begleiter meiner selbst gewesen, insbesondere beschäftigte mich dieser Aspekt jedoch in den vergangenen Monaten dieses Jahres. Verschiedenste, mitunter durchwegs als prägend zu bezeichnende Ereignisse sowie die Tatsache, dass ich kostbare Weile und Muße fand, um in mich zu gehen und in der Retrospektive verweilend reflektieren zu können, brachten mich zu dem Resultat, dass ich doch nicht eine reinblütige Schwuchtel bin. Selbstredend, dem männlichen Gemächt Geschlecht fühle ich mich geistig wie auch körperlich ungemein hingezogen; kein anderer Sexus vermochte meine sexuellen Triebe bis dato so formidabel zu befriedigen. Doch genau jene Befriedigung stellt meines Erachtens einen fraglichen Aspekt meines bisherigen Lebens dar. Sie fühlte sich immer richtig (gut) an – und weckte doch nie mein tieferes Begehr. War nie Triebfeder entzückender Beziehungen. Erst recht nicht wuschiger Twitterstunden und verstörender Tindersessions; diese dienten und dienen rein meiner Unterhaltung.

Zwischenzeitlich gelangte ich entsprechend zum Schluss, dass ich hinsichtlich meiner Sexualität panromantisch asexuell veranlagt bin. Japp. Sprich: mich treibt weniger das libidinöse Verlangen in die Arme anderer Menschen (zugegebenermaßen tat es das abseits von Beziehungen gar noch nie; entgegen des von mir etablierten Rufes meiner selbst), sondern die Sehnsucht nach Wärme, Geborgenheit, Kuscheleinheiten und Sicherheit. Und dies in letzter Instanz tendenziell unabhängig vom Geschlecht meiner Partner*innen; sowohl Männer, Transgender als auch Frauen vermögen jene kostbaren Attribute zu verschenken. Mehr noch; das rein sexuelle Interesse am – in diesem Punkt ausnahmslos – selben Geschlecht ging mir im Laufe der vergangenen Jahre vollends abhanden. Es glänzt durch Abwesenheit, und das fühlt sich umfassend korrekt an. Meine Wenigkeit genügt mir zur erschöpfenden Befriedigung vollkommen, und niemand ward bisher imstande, diese zudem so vortrefflich zu verwirklichen, wie eben ich selbst. Für diesen speziellen triebgesteuerten Anwendungsfall benötige ich schlicht und ergreifend keinerlei Partner*in; sie sind obsolet. Und die Erfahrung lehrte mich, dass Liebe sowieso nicht primär darin besteht, einander Genüge zu leisten, sondern dass man gemeinsam in gleicher Richtung blickt und schreitet.

Panromantisch asexuell also. Gewiss, auch ich verzehre mich nach Partner*innen, will für ein oder mehrere Individuen da sein dürfen – schließlich vermittelt dies dem Leben eine tiefere Bedeutung. Ich will für Liebe, Trost, Frieden, Chaos, Jux und Tollerei sorgen. Will kuscheln, knuddeln, küssen, streiten, weinen, schreien, verzweifeln, jauchzen, durch alle schicksalhaften Höhen und Tiefen einer vollwertigen Beziehung schreiten; Hand in Hand in Hand in Hand. Nur eben mit sehr Geringen bis gar keinem erotischen Drang zu meinen Gegenübern.

Gegenübern, Plural, richtig gelesen. Denn im selben Grübelzuge erkannte ich, dass mich eine traditionell-monogame Beziehung zu nur einem Menschen zu sehr in meiner eigenen romantischen Entfaltung einschränkt. Ich kann mir mehr denn je zuvor in meinem Dasein eine Liebesbeziehung zu mehr als einem Wesen zur selben Zeit vorstellen; mit wissentlicher Transparenz und dem Einverständnis aller beteiligten Partner*innen – und in ein und derselben wohnlichen Behausung. Denn mir ging und geht das triebartig beim Homo sapiens als Zwangsvorstellung auftretende Phänomen nicht in den beschränkten Kopf, weshalb ich meine Liebe trotz Milliardenvorkommens von Individuen nur auf ein einziges Exemplar beschränken solle – wo ich doch schon immer wiederkehrend der Liebe gleichende Gefühle für mehrere potenzielle Partner*innen gleichzeitig empfand. Ehrliche Liebe, Quell erquicklicher Zuneigung; keine rein wollüstige oder Prestigegründen entsprungene Begierde – wie im vorherigen Absatz bereits kurz angerissen.

Wohl wahr, ich vermag zu lieben. Und zwar von vollem Herzen. Mehrere bezaubernde Geschöpfe simultan. Ja, es zeichnet sich momentan ein sehr reelles Bestreben gen einer Polyamoren Beziehung zu mehreren Freunden alias geliebten Partner*innen ab. Was natürlich intensive, gar mannigfaltige Herausforderungen bezüglich zwischenmenschlicher Eskalationen, profunder Ehrlichkeit, infamer Eifersucht, universeller Treue innerhalb des Konglomerats, gläserner Kommunikation und selbstverständlich auch zärtlichen Sexes (diesbezüglich meinerseits freilich exklusiv homosexueller Natur, wenn überhaupt) mit sich brächte. Schließlich setzt Polyamorie einen respektvollen, gleichberechtigten und rücksichtsvollen Umgang zwischen allen Partner*innen voraus; im Gegensatz zur Polygamie, bei welcher im Regelfall ein Mann über das Leben mehrerer Frauen bestimmt. Indes, ich nehme diesen Prüfstein gerne sowie dankbar an mich, da mir die Liebe zu meinen Partner*innen an sich zugleich so viel mehr Kraft, Energie, Lebensfreude und -qualität zu schenken vermöchte. Ein spannender Handel, wobei alle Parteien gewinnen.

Und dies, werter Leser, führt mich letztendlich zur abschließenden Quintessenz jenes Artikels: Dass ich mit einer Prise Glück in absehbarer Spanne in Auslebung meiner panromantischen Asexualität in der Umflauschung einer Polyamoren Beziehung mit mehren Männern (und womöglich gar Frauen?) leben und lieben werde. Harter Tobak ???

… und welch armer Troff nun ausschließlich an GangBangs denkt, dem sei mein vollstes, schelmisches Bedauern gesichert.

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