Von der Knuddelkuh und dem Fotonirvana
Irgendwie hatte ich schon immer eine Faible für Tiere. Knuddelige Tiere mein ich, keine Kanalratten oder Schimpansen. So Kuscheltiere eben, ausgestopft und mit großen Knopfaugen ausgestattet. Einst, als frühreifer und schon damals dauergelangweilter Sprössling, besaß ich eine ganze Sammlung an Stofftieren. Diese weilten nicht nur einfach auf meinem Bett herum, sondern waren enger Bestandteil meines alltäglichen Lebens – sie hatten ausnahmslos eine eigene Persönlichkeit, eigene Vorlieben und vor allem eine eigene Stimme. Sie lebten, hundertpro! Sowohl real als auch in meinen unerschöpflichen Fantasiewelten. Und dann erst deren Bezeichnungen. Ich taufte meinen Kuscheltieren mit den grotesken Namen; warum auch immer. Als da waren im Detail: Kiki (Tiger), Starkstrom (Tiger), Graxel (Tiger mit nach oben gereckten Daumen), Großer Tiger (Löwe), Beethoven (Hund, was sonst), Stolper (Tiger), Knuffi (Tiger), Platin (Tiger) und Plumps (noch’n Tiger).
Gegen die jüngeren Namen meiner leider auch schon ehemaligen, reellen Katzen – Philomena, Blasina und Donisel – wirken die eindeutig – nun – degeneriert, das räume ich ein. Allerdings befand ich mich anno dazumal erst, das muss man mir junges Blondchen zugute rechnen, im zarten Alter von 3-6 Jahren. Nun, eben genannte Kuscheltiere bewohnten in meinem Vorstellungsvermögen eine immense Residenz in einer unbekannten, total verrückten Metropole namens … ach, das nenne ich hier lieber nicht. Der Palast besaß eine große Gartenanlage samt eigener Gewitterwolke, einen bodenlosen Brunnen im Korridor des Herrschaftsgebäudes samt Ampelanlage (zur Stauvermeidung, da der Flur dort ziemlich verengt war) und unzählige Geheimgänge. Dazu gesellten sich ein mehrstöckiger Keller samt Magmasee am untersten Ende und ein instabiler Kamin auf dem Dach, der alle daumenlang von Selbigem viel. Ferner waren da noch eine kurvige Rutsche – um geschwind in die unterste Ebene des Kellers zu gelangen, ein niemals intakter Aufzug, der obligatorische, ständig implodierende Fernseher im Salon, ein dauergeleerter Kühlschrank, ein gespenstischer, grüblerischer Briefkasten vor dem Schloss und so weiter und so fort.
Sogar die nächste Nachbarschaft war bis ins Detail konzipiert. Im eigenen Haus wohnte ein tölpelhafter Staubsaugervertreter – Karl mit Namen – welchem das Haus auf einer seiner Staubsaugervertretungsrunden so gefiel, sodass er spontan einzog. In einiger Entfernung wohnte zudem ein uns wohlbekannter, dauermürrischer Banause – der Herr Zacharias Zornegiebel. Gut, die Idee war damals dem Mickey-Maus-Magazin entnommen, aber erst ich hauchte der Person ein authentisches Dasein ein. Weiter außerhalb der Stadt hauste Bauer Nolte mit seiner dummen Kuh, der Bessy. Und die Kanonen-Oma darf hier auch nicht weggelassen werden. Das war eine rüstige, kriegsgeschädigte Ruheständlerin, die regelmäßig ihre sich nach wie vor in Schuss befindliche mittelalterliche Kanone durch die City schob.
Ja, besagte alte Dame schob die gusseiserne Kanone Tag und Nacht herum, ich erinnere mich da noch vage an ein Erlebnis, als sei es erst am gestrigen Tag gewesen. Kiki und Beethoven tollten just in dem Moment im sommerlichen Privatpark herum und mähten das frisch bepflanzte Blumenbeet ab, als …
(3 Stunden später)
… Apropos Kuschelkuh. Hatte ich schon erwähnt, dass ich mein Uralt-Handy entrümpelte und dabei auf viele, viele alte sowie neue Lichtbilder stieß? Also Fotos von Privatpartys, Ausflügen, von meinen/m Freund(en), der süßen Kuschelkuh, München & Co? Aufnahme, an deren Tätigung ich mich in den meisten Fällen gar nicht mehr erinnern kann? Nein? Nun, zugegebenermaßen – so richtig betagt sind diese Bilder auch noch nicht, zumindest gäbe mir der örtliche Antiquitätenhändler dafür kein Vermögen. Leider. Aber es ist dennoch beeindruckend: Im Kinderalter werden gefühlte einhundert Trillionen mal öfters Fotografien geschossen als ab der kruden Teenagerzeit aufwärts. Bilder werden fortan zur Mangelware, es existieren gar komplett fotofreie Jahre.
Umso stutziger guckte ich daher, als ich diese Handyaufnahmen fand. Dokumentieren sie doch meinen Alltag besser als eine Quadrillion Wörter es je könnten. Nun, ich will euch diese nichtsnutzigen Fotos nicht vorenthalten und stelle eine Auswahl davon einfach mal online. Hier und jetzt. Und lediglich aktuelle aus den vergangenen letzten Wochen. Aus datenschutzrechtlichen, aber vor allem freundschaftlichen Gründen zensierte ich die wichtigsten Bereiche der Bilder – wow, dieser Vorgang erfüllte mich mit fremdartiger Freude, jetzt weiß ich endlich, wie euphorisch sich Zensursula und Konsorten fühlen müssen.
PS: Die Kuh, deren Spitzname – Achtung, überschäumender Einfallsreichtum – “Q” lautet, steigt derweil zu einer lokalen Berühmtheit auf. Sie besuchte bereits 3-D-Kinos, Restaurants, S- und U-Bahnen, Nachtklubs, Einkaufszentren, eine Kirche und natürlich diverse Privatpartys. Und steigt gar zum inoffiziellen Maskottchen meines Arbeitsplatzes auf 🙂
26 Kommentare
Vorneweg: Ich erinner mich auch noch an sehr sehr viele solcher Plüschtiere. Doch eines ist mir heute noch sehr sehr geläufig, muss den so bekommen haben, als ich 5 war. Dieser kleine Bursche hat mich früher in jeden Urlaub begleitet 😀 Und er schmückt noch heute mein Bett, zwar eher eingequetscht tief unter meinem Kissen, aber immerhin greifbar nah. Es ist ein 15 cm großer Hund mit schwaruem Fell und weißen Flecken, fast wie eine Kuh, aber eben n Hund 😀 Wegen seiner Farbe habe ich ihn glaubisch auch “Schwarzweißwauwie” genannt. Ich glaub er hat mich sogar auf meinen Ausflügen in Fantasiewelten und Traumlandschaften begleitet. Eben ein treuer Gefährte. Anbei natürlich noch ein spontan geschossenes Foto: http://i46.tinypic.com/2pono02.jpg
Was die Sache angeht, dass man im Kindesalter öfters auf Fotos war, als im Teenageralter, kann ich bestätigen, liegt aber auch daran, dass ich es hasse auf Fotos zu sein. Sei es ein Familienfoto, oder spontan auf Partys geschossen, lässt sich leider nicht vermeiden, deshalb weiß ich nie, wie ich schauen soll, was dann sehr sehr miese Bilder entstehen lässt. Oder irgendjemand ist der Meinung, er müsse mich unbedingt als Alki darstellen und fotogratiert mich nur, wenn ich trinke oder die Flasche mit auf dem Bild ist-.-
Doch nun zurück zur Gegenwart:
zensierte Bilder? Wasn das bitte? Bist du zum Feind übergelaufen? Nee nee nee ey-.- Na egal, schicke Karre jedenfalls, das erste Bild;)
Bild 11 hättest du aber ruhig auch ein wenig zensieren können, auch wenn du den Besitzer von M PR 2001 nicht kennst.
Ansonsten ganz alltägliche Bilder, nech? Wenn du aber schon so viele Bilder hochlädst dann gib den Lesern doch die Möglichkeit, diese zu kommentieren können.
Ja das Erste ist von einem der vielen Unfälle, die uns Tag ein Tag aus so begegnen (Stichwort: B12, einfach mal googeln). Und die anderen, uff, es ist verständlich, wenn sich manch einer darüber aufregt, dass seine Partyfotos im Internet auftauchen. Zudem außerhalb von Facebook, somit wirklich für jeden einsehbar. Also zensier ich die lieber von Anfang an, zumindest die wichtigsten Bestandteile. Autokennzeichen unbekannter Personen sind mir da allerdings völlig egal muhahaha …
Die Knuddelkuh hab ich meinem süßen Kronyteddy zum ersten Date geschenkt ^^
Naja, ob “Date” den richtige Begriff für diese ausufernde 3-Tages-Chillsession darstellt, wage ich mal zu bezweifeln … 😉 Aber die Kuh an sich war deine bis dato liebste Idee!
Jap, hast recht. Es war kein Date
Es war besser ^^
Also naja – nicht, dass ich unzufrieden wäre, mitnichten, aber ich hatte da schon merklich Bessere. Muhahaha 😉
jaja,
das sagst du nur damit ich in 6 Tagen noch mehr Gas gebe ^^
In Wirklichkeit war es das Beste, und ich wiederhole es, DAS BESTE, was du in deinem Leben je erlebt hast.
so geb ab an Kronyteddy,
Tja, das meinst du, mein unwissender Freund. Doch manchmal ist die Krux an offensichtlich provozierten Verhüllungstaktiken diese, dass sie gar nichts verhüllen sollen, sondern eindeutig so gemeint sind. Diese können auch einfach so gepostet werden, da eben jeder Leser denkt, dass sie offensichtlich eine Falschdarstellung beinhalten, obwohl sie eben das Gegenteil widerspiegeln. Wieg die Leute in Sicherheit, und sie werden es nicht merken, dass sich still und leise ein gefährliches Netz aus Intrigen und Machtkämpfen um sie windet.
trotzdem, der arme M PR 2001 😀 wir gedenken ihm mal 😉
*schweigeminute*
Finden wir nun heraus, wo der Gute wohnt 😀
Und so nimmt eine Tragödie ihren Lauf. Der Tragödie erster Teil: Das ist ein Münchner Autokennzeichen, klar. Der Tragödie zweiter Teil: Aufgenommen wurde es beim Peaches (dort gibt es Cocktails im 5-Liter-Kübel ;)), gegenüber vom Schwabinger 7 bei der Leopoldstraße, U-Bahn-Station Münchner Freiheit. Der Tragödie dritter Teil: Uff, was denn noch? Hmm, ich weiß! Ich habe erst mal fertig, jetzt bist du wieder dran …
mhm leg dich besoffen auf die Straße, bis jemand die Bullen ruft und sag, du wurdest angefahren, besagtes Nummerschild des Fahrerflüchtigen kennst du…..aber damit machst du dich strafbar, also bewirb dich einfach bei der kfz-Meldestelle und durchsuche die Datenbanken…..
Also der erste Schritt deines ersten Vorschlages sollte jetzt kein allzu großes Problem darstellen, es wäre nicht das erste Mal, dass mir und meinen Freunden besorgte Anwohner des nächtens einen heißen Tee auf die Straße bringen 😉 Auf die Polizei könnte ich allerdings verzichten. Daher lieber Vorschlag zwei. Ich werde mich bei der KFZ-Meldestelle bewerben. Mit einem Bewerbungsumschlag, welcher nur mit 1-Cent-Briefmarken volltapeziert ist. Und dann … in zehn Jahren … Muhaha, dann werde ich die WELTHERRSCHAFT an mich reißen!
Ach verdammt, damit wäre ich ja am Ziel vorbeigeschossen (>.<)
Es gibt noch einen Weg, sozusagen Plan D, da Plan C dämlich klingt.
Man muss doch nur Beziehungen zur KFZ-Meldestelle oder beim BKA haben. Leider scheide ich dabei aus…aber vielelicht kennt man ja jemanden, der jemanden kennt….andererseits sollte es auch für einen technischbegabten ultraintelligenten Menschen nicht unmöglich sein, auf die Lösung des Problems zu kommen. Andererseits stellt sich nun die Frage, ob es der Aufwand wert ist?!?
PS: Die Straße ist nicht mal das schlimmste, auf die man sich legen kann 😀
Das mit “technisch begabt” und “ultraintelligent” wage ich hier mal infrage zu stellen – aber du hast recht! Und wer weiß, vielleicht ist es den Aufwand tatsächlich wert, eventuell gehört diese Gammelkarre einem verkuppten Multimilliadär, der nur darauf wartet, dem Nächstbesten sein gesamtes Vermögen zu übertragen 😉 Ich werde das nächste Mal in Schwabing die Augen offen lassen und Ausschau halten – mit 2,8 Promille 😀
Ey aber vorsicht ja, mit 3, und könnte ich auch nicht mehr laufen, also fahr ich lieber 😀
x’D Das ist ja auch mal ein geiler Spruch! Naja, ich hatte es mal nach einer Absinth-Kneipentour in Schwabing & Co geschafft, am nächsten Morgen in einem kleinen Park in Neu-Ulm aufzuwachen. Das liegt knappe 140 km westlich von München. Irgendwie musste ich nachts in den verkehrten Zug eingestiegen und dann in Neu-Ulm – was ja ein ziemlich kleiner Nebenbahnhof in der Nähe vom Ulmer Hauptbahnhof ist – ausgestiegen sein. Glaub mir, als ich da mit dröhnendem Schädel in der Sonne liegend aufwachte, hab ich im ersten Moment ziemlich, ziemlich verdutzt geguckt!
Besser als gar nicht mehr aufzuwachen. Ich glaub wir müssen mal solche Storys suchen und ganz retromäßig ein Buch mit dem Titel “Die 100 kuriosesten Orte, die man betrunken gar nicht besuchen wollte” herausbringen.
Naja aber 120 km vom eigentlichen Ziel weg, ist echt hart. Die sollten mal statt Code im Deckel, Navi auf dem Kronkorken rausbringen…….
Das schlimmste woran ich mich mal erinnere, erinnere wohlgemerkt, wer weiß, an was für Sachen ich mich bewusst oder unbewusst gar nicht mehr erinnere, ist, als ich mal in so nem Bach aufgewacht bin, und am Ufer lagen 2 andere Heinis. Wir konnten uns soweit erinnern, dass wir alle 3 irgendwie versucht haben uns gegenseitig zu stützen, während der andere pinkeln geht, aber die scheinen irgendwie losgelassen zu ahben 😀
Ansonsten wach ich eigentlich erfahrungsgemäß in einem Bett, bzw anderen Schlafmöglichkeiten auf, manchmal werd ich aber auch ganz hektisch geweckt, das ist nicht so doll…..
😀 Ich beginn am besten erst gar nicht, meine Geschichten auszupacken. Schließlich liest hier ab und zu minderjähriges Publikum mit. Und diese will ich ja nicht auf falsche Gedanken bringen respektive deren heile Teenagerwelt mit einem Schlag zerstören. Glaube ich zumindest. Hmm …
Aber ich bin froh, dass du das auch kennst: Du liegst irgendwo – selbstverständlich total fertig – der Kopf dröhnt und du würdest alles für einen Tropfen kühlen Wassers hergeben. Da kommt jemand zu dir her, rüttelt an dir und flüstert mit unangenehm lauter Stimme: “Aufstehen, aufstehen, die Sonne geht gleich unter!” Boah, wie ich es hasse! 😉
Der beste Satz nach dem Aufstehen immernoch: “Sag mal, wie heißt du eigentlich?”
Nö, noch besser ist der Satz: “Wie heiße ich eigentlich?”
Das ist bitter. Den eigenen Namen sollte man schon wissen, zur Not auf den Arm tätowieren.
Ja wie denn, wenn du am nächsten Morgen mit neuen, dubiosen Tattoos aufwachst. Die zudem deinen eigentlichen tätowierten Namen überdecken? ^^
Dann sollte man entweder Visitenkarten einstecken haben oder den Perso nicht bei der Security liegen lassen 😀
Das mim Perso wird schwer, da ich den gewöhnlich beim Einlass abgebe, damit ich am Ende alles zusammen per EC zahlen kann. Sollte ich bis dato meine Geheimzahl vergessen haben, muss ich eben am nächsten Tag nochmal kommen und zahlen, um auch meinen Ausweis wieder zu bekommen. Ergo sieht man mich oft am nächsten Tag wieder verschämt die Bar respektive den Club besuchen …
Ach sowas gibts? Nicht schlecht.
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