Nordkoreas Webpräsenz – Propaganda im Internet
“Kim Jong Il suchte das Vereinigte Stahlwerk Chollima und viele andere Einheiten im ganzen Land auf, wies sie auf kürzeste Wege zum Aufbau eines starken und aufblühenden Vaterlandes hin und sprach ihnen Siegeszuversicht und Mut zu. Seine unermüdliche Führungstätigkeit entfachte die Flammen eines neuen großen revolutionären Aufschwungs.
Heutzutage schreitet das gesamte koreanische Volk unter der hoch erhobenen Fackel eines neuen großen revolutionären Aufschwungs, die Kim Jong Il anzündete, dynamisch einer großen aufblühenden Macht zugewandt.“
So lautet der Inhalt der neuesten Nachricht (“Ein Jahr des selbstlosen Hingabe für den Aufbau eines starken und aufblühenden Vaterlandes“) auf der Startseite der offiziellen Webpräsenz der “Demokratischen Volksrepublik Korea“, also Nordkorea. Über viele Jahre hinweg war Nordkorea neben Saudi Arabien und Großbritannien eines der Länder, welche über keine eigene Website verfügten. Doch nachdem nun sogar Saudi Arabien und Großbritannien eine eigene Website starteten, musste Nordkorea nachziehen – es macht einen auf “Tauwetter“.
Große Pläne
Das bitterarme, von der Außenwelt abgeschottete kommunistische Land steht nach wie vor unter der erbarmungslosen Knute des Diktators Kim Jong Il, des “geliebten Führeres“. Nordkorea will sich aber allmählich stärker dem Ausland öffnen und benutzt dazu auch verstärkt das Web. Mittlerweile ist auch das Internet in Nordkorea selbst eingekehrt – natürlich mit Hilfe ausländischer IT-Fachkräfte – benutzen können es allerdings nur wenige ausgewählte Persönlichkeiten in den staatlichen Behörden.
Doch wenn es nach dem Regime geht, soll das nicht so bleiben. Nordkorea verabschiedete bereits 2006 einen langfristigen Plan, wonach das Land bis zum Jahr 2022 zu den führenden Technologie-Staaten gehören soll. Dazu gehört laut offizieller Lautbarung der schnelle Aufbau eines nationalen Datennetzes und einer hoch entwickelten Software-Industrie. Bereits jetzt gibt es gute Ansätze bei der Entwicklung eigener Prozesse und eines Betriebssystems. Ob die normale Bevölkerung davon profitieren wird, darf bezweifelt werden. Ähnlich wie in China wird es in Nordkorea eine eigene Internetzensur-Behörde geben, die es den Einwohner schwer machen wird, Regimekritische Inhalte einzusehen.
Aggressive Propaganda
Westliche Besucher hingegen sind auf der Nordkoreanischen Website gern gesehen, wird der komplette Inhalt doch tatsächlich auch auf Englisch, Französisch und – warum auch immer – Deutsch dargeboten. Das stalinistische Regime hat damit die Möglichkeit, seine reißerischen Propaganda-Texte der ganzen Welt unterzujubeln und die eigenen Ideologie weiter zu verbreiten. Ob der Plan aufgeht, steht auf einem anderen Blatt geschrieben, die Nachrichten-Text der Website klingen für europäische Ohren schlicht und einfach nur noch komisch:
“Kim Jong Il schaute Schießübungen der 681. Truppe der KVA zu
Beim Anblick der Übungen der tapferen Volksarmisten, die sich zuverlässig stets siegreiche Kampfmethoden koreanischer Prägung konsequent angeeignet haben, drückte er seine Genugtuung darüber aus, dass alle Armeeangehörigen in politisch-ideologischer und militärtechnischer Hinsicht zuverlässig dazu bereit sind, beliebige feindliche Überfälle rechtzeitig zum Scheitern zu bringen und zu vereiteln und das sozialistische Vaterland wie eiserne Festung zu verteidigen. Er würdigte hoch ihre Erfolge bei Übungen und stellte ihnen programmatische Aufgaben, die als Richtschnur bei der Weiterentwicklung der Volksarmee zu einer unbesiegbaren revolutionären Streitmacht gelten.“
Ausgewählte Fotos und Videos könnten tatsächlich ein einigermaßen angenehmes Gesamtbild Nordkoreas entstehen lassen – währen da nicht auf jeder dritten Seite aggressive Kampfansagen und Parolen. So findet sich unter den “Werken des Präsidenten Kim Il Sung” folgendes 13-Seitiges PDF als Download vor – ebenfalls auf deutsch:
ZUR GRÜNDUNG DER ANTIJAPANISCHEN VOLKSPARTISANENARMEE – Diese Arbeit erklärt den Prozess der Gründung der Antijapanischen Volkspartisanenarmee und Aufgaben und Wege zur tatkräftigen Entfaltung des bewaffneten Kampfes.
Fazit
Alles in allem lohnt es sich auf jeden Fall, dieser Website einen Besuch abzustatten. Wo sonst auf der Welt finden sich so deutlich verfälschte, staatlich abgesegnete Propaganda-Texte und Medien, und wo sonst wird der Zustand des eigenen Landes so krass geleugnet und schöngeredet?
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